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Architektur und Atmosphäre der Moschee

Es ist wichtig zu wissen, dass eine Moschee, anders als etwa eine christliche Kirche, kein geweihter oder „geheiligter“ Ort ist, sondern lediglich ein Gebäude, das der Verrichtung des gemeinschaftlichen Gebets dient. Dazu gehört allerdings, dass der Boden sauber gehalten wird (in der Regel wird er mit Teppichen oder Matten ausgelegt), und es bestimmte Verhaltensregeln (Adab) für die Moschee gibt, wie beispielsweise seine Stimme nicht laut zu erheben, um andere nicht im Gebet oder bei der Qur’an-Lektüre zu stören und eine gewisse Würde des Ortes zu bewahren. Zu den obligatorischen Bestandteilen einer Moschee gehört eine Gebetsnische (Mihrâb), die in die Gebetsrichtung (Qibla), also in Richtung Mekka, ausgerichtet ist, oder dass zumindest die Qibla klar erkenntlich markiert ist. Des weiteren verfügen die meisten Moscheen über ein Minbar, eine Art Kanzel, auf denen der Imam die Freitagsansprache (Khutba) hält. Ein Minarett, von dem aus zu den Gebeten gerufen wird, ist zwar praktisch, aber nicht zwingender Bestandteil einer Moschee. Es verfügt aber zweifellos über eine bedeutende Erkennungsfunktion. Zur Zeit des Propheten wurde der Gebetsruf (Adhân) einfach vom Dach der Moschee in Medina ausgerufen. Noch weniger eine Kuppel obligatorischer Bestandteil einer Moschee. In Deutschland häufig anzutreffende populäre Vorstellungen gehen in der Regel davon aus, dass eine „richtige“ Moschee stets über ein Minarett (in schmaler, oben spitz zulaufender Form) und über eine zentrale Kuppel verfügen müsse. Dieses Bild entspricht aber lediglich dem in der Türkei und den ihr nahegelegenen Gebieten des ehemaligen Osmanischen Reiches (wie den Balkanländern und z.T. Syrien) üblichen klassischen architektonischen Stil von Moscheebauten, doch selbst dort ist dieser ursprünglich eher nur bei größeren, städtischen Moscheen anzutreffen. Die Errichtung einer Moschee gilt im Islam als sehr segensreiches und verdienstvolles Werk. Auch die Moscheen und Gebetsräume in Deutschland werden überwiegend in Eigenarbeit von Muslimen errichtet bzw. hergerichtet. In einem Hadîth heißt es: „Wer um Allahs Willen eine Moschee baut, dem wird Allah ein Haus im Paradies bauen lassen“ (Überliefert von Bukhari und Muslim). Die Moschee, die zum Vorbild für unzählige spätere wurde, entstand in Medina, der Stadt, in die der Prophet Muhammad mit den frühen Muslimen aus Mekka ausgewandert war und in der das erste muslimische Gemeinwesen entstand, dessen Vorbildcharakter zeitlose Gültigkeit behält. Bei seiner Ankunft begründete der Prophet an der Stelle sein Wohnhaus, wo sein Kamel sich niederließ. Der Hof seines Wohnhauses wurde zur Moschee. Sie ist jedoch nicht die erste Moschee des Islam. Diese entstand in Quba, einem Ort in der Nähe Medinas, in dem der Prophet sich mit seinen Gefährten vor seinem Einzug in Medina für kurze Zeit aufgehalten hatte. Die Moschee in Medina, die bis heute existiert und in der sich auch das Grab des Propheten befindet, wurde mit ihrem teils offenen, teils bedeckten Innenhof zum Vorbild für die meisten der frühen Moscheen. Insbesondere im arabischen Raum und in Nordafrika ist dieser Typus der Moschee bis heute vorherrschend. „Der Prophet gab die Order, den Hof, den er soeben erworben hatte, in eine Moschee umzubauen, und wie in Quba machten sie sich sofort an die Arbeit. Der größte Teil des Gebäudes wurde aus Ziegeln gebaut. Nur in der Mitte der nördlichen Mauer, also der Mauer, die nach Jerusalem zeigte, verwendeten sie auf beiden Seiten der Gebetsnische Steine. Die Palmen im Hof wurden gefällt und ihre Stämme dazu genommen, um das Dach aus Palmzweigen zu stützen. Doch der größte Teil des Hofes blieb unüberdacht,“ heißt es dazu in einem populären Werk über das Leben des Propheten. Wie in dem zitierten Textabschnitt deutlich wird, war die Gebetsrichtung anfänglich noch in Richtung Jerusalem (Al-Quds) ausgerichtet, bis dies durch eine Offenbarung geändert wurde. Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene baulich-architektonische Typen von Moscheebauten, die vereinfachend in den arabischen, persischen, indischen und osmanischen Typus untergliedert werden können. Dies soll hier aber nicht weiter vertieft werden. In der islamischen Kunst allgemein und somit auch in der Moschee gibt es im allgemeinen keine bildhaften Darstellungen, vielmehr eine allerdings äußerst vielfältige abstrakte Ornamentik, die sogenannte Arabeske, sowie die Kalligraphie, die Schriftkunst, die als die höchste Kunstform betrachtet wird, da sie den Qur’an, das Wort Gottes, wiedergibt. In der Moschee entsteht dadurch ein Raumeindruck, der gewissermaßen als eine Leere umschrieben werden kann. Ein Kunsthistoriker beschrieb den Raumeindruck der Moschee folgendermaßen: „Während das innere einer romanischen Basilika auf den Altar hin ausgerichtet ist und die Apsis einer gotischen Kirche in die Höhe strebt, enthält der Innenraum einer Moschee keinerlei dynamisches Element; wie immer sie angelegt sein mag, schon bei den urtümlichen Moscheen mit ihren Kuppeln ist der Raum stets so angeordnet, dass er ganz in sich ruht; er stellt keine Weite dar, die darauf wartet, durchschritten zu werden; seine Leere ist gleich einer Gussform oder wie eine Hülle, die eine bewegungslose und ungeschiedene Fülle umgibt.“ Die muslimischen Architekten haben diesen Raumeindruck mit verschiedenen Mitteln erreicht, sei es durch eine horizontale Säulenhalle wie in der Moschee von Medina, oder durch die konzentrischen Kuppelwölbungen in den türkisch-osmanischen Moscheen. Die Architektur und Gestaltung der Moschee trägt zweifellos zu ihrer unverwechselbaren Atmosphäre bei, dabei darf aber nicht vergessen werden, dass es vor allem die Menschen, die in ihr beten, lehren, lernen, Allahs gedenken, sich begegnen und austauschen, sind, die entscheidend den Charakter und die Dynamik der Moschee prägen. So ist die Moschee in erster Linie ein Ort des Gebets und des Gedenkens an Gott, was aber andere Nutzungen nicht ausschließt, wie in den folgenden Abschnitten gezeigt werden soll, da eine Trennung der Sphären in „heiliges“ und „profanes“ im Islam so nicht existiert. Vielmehr bestimmt der Islam als eine umfassende Lebensweise das gesamte Alltagsleben, in das wiederum auch die Moschee eingebunden ist, als ein Ort der Gemeinschaft und der Versammlung zum Gebet und zu anderen Anlässen, aber auch als ein Ort der Ruhe und der Kontemplation.

Quelle: http://www.islamische-zeitung.de/iz3.cgi?id=1917