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Veränderungen der Rolle der Moschee in neuerer Zeit

Im Gegensatz zur klassischen Rolle der Moschee im Rahmen der islamischen städtischen Lebensweise, hat insbesondere in den muslimisch geprägten Ländern eine deutliche Verarmung der Funktionalität der Moschee stattgefunden. Dies liegt vor allem daran, dass ihr Schritt für Schritt viele Funktionen genommen worden sind, die sich seither an separaten Orten abspielen; wie die Bildungsfunktion, die Krankenbetreuung, die Funktion als zentraler öffentlicher Raum, die Funktion als „Herberge“ für Reisende, die Funktion als Ort der Gerichtsbarkeit etc. Vielmehr ist die Moschee vielerorts nur noch als Ort des Gebets angesehen, und wird teils sogar außerhalb der Gebetszeiten, zumindest aber über Nacht, abgeschlossen.

Parallel dazu entstand die Entwicklung, dass Moscheen entgegen der frühen islamischen Tradition doch mehr und mehr als „heilige“ Orte gesehen werden. Durch die Umstrukturierung der Gestalt der islamischen Städte sind die Moscheen mittlerweile zum Teil mehr und mehr von den Wohnvierteln getrennt, und die enge Verknüpfung von Wohnen, Arbeiten und Gebet in der Moschee existiert in dieser Form vielfach nicht mehr. Damit verbunden ist die Errichtung von Moscheen als symbolische Prestigebauten, die ihrer Funktionalität weitgehend beraubt sind, da sie beispielsweise mitunter weit abseits der Wohnviertel errichtet wurden und folglich kaum besucht werden. Diese funktionale “Verarmung” der Moschee in den muslimischen Ländern wird kontrastiert von der Entwicklung in der Minderheitensituation, z. B. in Europa und Nordamerika.

Gerade hier sind Moscheen wieder zunehmend die multifunktionalen Zentren, die sie in historischer Zeit schon immer waren. Die von der Islamischen Weltliga in Mekka im Jahre 1975 veranstaltete „First International Conference for Mission of the Mosque“ stellte bezüglich der architektonischen Planung von Moscheen einige Anforderungen fest. Zunächst wird festgestellt, dass die Moschee das Zentrum des sozialen Lebens im Islam darstelle, welches mit den religiösen Geboten verbunden ist. Daher solle die Moschee im Zentrum der Stadt bzw. der Gemeinde errichtet werden. Des weiteren solle die Moschee die Funktionen bereitstellen, die für die muslimische Gemeinde notwendig sind, wie etwa technisch angemessen ausgestattete Gebetshallen, einen Frauenbereich mit den entsprechenden Einrichtungen, eine Bibliothek, einen Leseraum sowie einen Mehrzweckraum bzw. -halle, die Einrichtung eines Qur’an-Unterrichts sowie weiteren Unterrichts für Kinder, eine Spielfläche sowie Räumlichkeiten für die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen, eine kleine Klinik für ambulante Behandlung, die für die Vorbereitung von Bestattungen notwendigen Einrichtungen, sowie Unterkünfte für Gäste.

Bei all dem solle nicht vergessen werden, dass die Moschee ein Ort des Gottesdienstes ist, und dass diese Funktion nicht beeinträchtigt werden dürfe. Unabhängig von der Frage der Verbindlichkeit oder dem Grad der praktischen Umsetzung zeigen die aufgezählten Anforderungen, dass auch oder gerade in jüngerer Zeit wieder zunehmend ein Bewusstsein für die Vielfältigkeit der Funktionen einer Moschee und deren Umsetzung in Moscheebauprojekten vorhanden ist.